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Verdeckte Kamera

Aktivisten filmen Tierschutzverstöße beim Laden von Hähnchen

Arbeiter, die Hähnchen laden sollen, bewerfen sich mit den Tieren und schubsen sich in die Menge. Tierrechtler erheben schwere Vorwürfe und fordern das Ende der Tierhaltung.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Tierschutzorganisation Soko Tierschutz hat Aufnahmen aus nicht genannter Quelle erhalten, die Tierschutzverstöße in einem Hähnchenmaststall zeigen sollen. Die Szenen stammen angeblich aus einem Mastbetrieb im Landkreis Emsland, der 200.000 Hühner halten soll.

So hätten die Arbeiter schwache, verletzte und kranke Tiere nicht separiert und gepflegt, sondern mit einer selbst gebastelten Pike erstochen, heißt es in einer Pressemitteilung unter der Überschrift „Sadismus! Hühner zerquetscht & aufgespiesst“.

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Die anderen, schlachtfähigen Tiere hätten die Männer grob in die Boxen gestopft. Verletzte Tiere würden durch die Halle getreten. Auch würden sich die Arbeiter gegenseitig auf die Hühner schubsen und sich mit den Tieren bewerfen, heißt es.

Am Ende zeige das Undercover Video viele zurückgebliebene tote Hähnchen in dem Stall sowie ältere Kadaver. Einige Tiere seien zerquetscht, die Tierrechtler vermuten, dass sie bei der Ausstallaktion von einem Fahrzeug überrollt wurden. Soko Tierschutz wiederholt in dem Zusammenhang seine bekannte Forderung nach einem Ende der Nutztierhaltung.

Was sagt der Betrieb?

Der Rechtsanwalt des Geflügelbetriebes stellte nach Veröffentlichung der Aufnahmen bei ARD Report Mainz klar: "Unsere Mandantin arbeitet bei der Verladung von Tieren mit einem eigens hierfür zugelassenen Fachunternehmen zusammen, das über hohes Ansehen im Markt verfügt und bei dem es in der Vergangenheit nie Anlass zu Beanstandungen gegeben hat."

Was sagt der Kreis?

Der Landkreis Emsland teilte dem NDR in Niedersachsen auf Nachfrage mit, man prüfe die tierschutzrechtlichen Vorwürfe. Geprüft werde auch, ob die Aufnahmen tatsächlich auf einem Hof im Emsland entstanden sind. Der Vorgang solle an die Staatsanwaltschaft Oldenburg abgegeben werden.

ARD berichtet ausführlich

Der auf Tierschutzprobleme spezialisierte Journalist Edgar Verheyen hat das heimlich erstellte Material der Tierrechtler bei ARD Report Mainz veröffentlicht und sich auf Spurensuche begeben. Zur ARD-Mediathek...

In dem Zuge informierte er auch das zuständige Kreisveterinäramt Emsland und zeigte dort die Aufnahmen. Die Amtsveterinäre teilten schriftlich mit, auch sie sähen „erhebliche Verstöße gegen geltendes Tierschutzecht“. Es würden schwerkranke Einzeltiere gezeigt, die unverzüglich behandelt oder tierschutzgerecht getötet werden müssten. Es seien auch verendete Tiere im Stall zu sehen, die offensichtlich nicht beseitigt wurden. Die strafrechtliche Relevanz werde geprüft.

Die Bilder liegen nun auch dem Landwirtschaftsministerium Niedersachsen in Hannover vor. Dort hat man Strafanzeige wegen eines Verstoßes gegen § 17 Nr. 2 Tierschutzgesetz gestellt, wie das ML in einer Pressmitteilung vom Mittwoch informiert.

Agrarministerin Miriam Staudte (Grüne) weist jedoch auf grundsätzliche Probleme hin: „Wir haben immer wieder Hinweise darauf, dass es Fangschäden gibt; in den Schlachthöfen wird das ja festgestellt. Wir haben auch Rückmeldungen bekommen, dass beim LKW des letzten Transports mehr Schäden auftreten, d.h. die Menschen sind ermüdet, sie werden dann vielleicht rabiater.“

Ein systemischer Grund für diese Verstöße liegt ihrer Ansicht nach in den Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter. Das bedeute oft fehlende Pausenzeiten und Akkordarbeit. Tierschutz sei unter solchem Zeitdruck kaum möglich. Staudte steht nach eigener Aussage bereits zu diesem Thema im Austausch mit dem Sozialministerium, um zu prüfen wie für Mitarbeitende sogenannter Fangkolonnen Arbeitsschutzmaßnahmen festgelegt werden können.

Bei den Landkreisen und kreisfreien Städten läuft parallel eine Abfrage des Landwirtschaftsministeriums zur Anzahl und den Ergebnissen der durchgeführten Kontrollen während des Ausstallens. Per Runderlass vom 27. September 2022 sind die örtlichen Veterinärbehörden verpflichtet, stichprobenhafte Kontrollen durchzuführen.

Tierschützerin fordert Ausstallüberwachung durch Tierarzt

In Report Mainz fordert die zurate gezogene Tierärztin Kirsten Tönnies, dass die Veterinäre den Bestand vor dem Verladen im Idealfall abnehmen müssten. „Warum stellen die sich nicht dort hin, die wissen doch alle, was da passiert. Da würd ich mich immer dabei stellen, damit wenigstens diese Grausamkeiten den Tieren, die ja eh schon ihr ganzes Leben leiden, erspart bleiben“, prangert sie an.

Dazu stellt der Kreis Emsland auf Nachfrage des Senders klar: „Die amtliche Schlachtgeflügeluntersuchung erfolgt generell vor der Ausstallung. Die Verantwortung für eine tierschutzkonforme Durchführung der Ausstallung obliegt dem Tierhalter sowie dem mit der Verladung der Tiere beauftragten Unternehmen. Eine amtliche Überwachung des Ausstallvorgangs kann grundsätzlich nur stichprobenartig erfolgen.“

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